Beschreibung
Das »Große Haus« war lange Zeit ein an der Stadtmauer gelegener Freiadelssitz, genau wie das benachbarte »Melchior-Jäger-Haus. Sein Besitzer war also der damaligen Herrschaft dafür nicht abgabe- oder steuerpflichtig.
Das Haus ist traufseitig an, bzw. auf der Stadtmauer erbaut; der Wehrgang verläuft auf der gesamten Länge innerhalb des Gebäudes. Erdgeschoß und 1. Stock sind als massiver Steinbau ausgeführt. Der 2. Stock in Fachwerkbauweise wurde erst später aufgesetzt. Er ist aus der Renaissance-Zeit und kragt über den steinernen Sockel über. Es existiert ein älterer, quer zum Hause verlaufender, flacher Gewölbekeller, der gut die Hälfte der Gebäudefläche einnimmt. Das Dach ist eine beeindruckende Zimmermannsarbeit; es wurde nach der Renovierung wieder mit den ursprünglichen Biberschwanzziegeln gedeckt um umfaßt ein von außen kaum für möglich gehaltenes Volumen.
Das Haus mit seinen zahlreichen Besonderheiten vom Keller bis unter das Dach ist nicht nur eine Zierde für Neuffens Stadtkern sondern ein Juwel, das Seinesgleichen im Altkreis Nürtingen sucht. Es ist eigentlich selbst ein museales Kunstwerk, das allein schon einen Besuch lohnt.
Jahreszahlen
um 1240
Bau des zum Hause querliegenden, flach gewölbten Kellers
1364
Neubau des steinernen Hauses als befestigter Freiadelssitz an der Stadtmauer
1573
Umbau und Fachwerkaufsatz und
1595
Anbringung der ockerfarbenen Bemalung
1634
Das Gebäude übersteht die Brandschatzung Neuffens im 30-jährigen Krieg am 27. August
1707
Erneuter Umbau und jetzige graue Farbgebung des Foyers
1983 - 86
Grundlegende Restaurierung durch die Stadt Neuffen
26. 9. 1986
Einweihung und Einrichtung von Stadtbücherei und Stadtmuseum
Geschichte
Am Südrand des mittelalterlichen, fast kreisrunden historischen Stadtkerns steht das »Große Haus«, das an – oder besser gesagt – auf die Stadtmauer gebaut ist. In den wirren Jahren nach dem 2. Weltkrieg war es unter mehrere Besitzer aufgeteilt, die sich natürlich nicht um das Haus als Ganzes, sondern nur um ihren kleinen Bereich kümmerten. Das stattliche Haus litt sehr unter diesem Zustand und war keine Zierde mehr für Neuffen. Schließlich war es so heruntergekommen, daß die Stadt Neuffen einschreiten mußte, damit seine Bewohner nicht zu Schaden kamen. Doch erst nach langwierigen Verhandlungen mit den verschiedenen Parteien gelang es, die Immobilie in städtischen Besitz zu bekommen. Das stark einsturzgefährdete Haus wurde mit dicken Balken abgestützt und sollte abgerissen werden.